Was bedeutet eigentlich „Bremsen entlüften“? Wenn man beim Bremsen das Gefühl hat, plötzlich in ein „Loch“ zu treten, dann ist dies ein sicheres Anzeichen für Luft im Hydrauliksystem. Dies ist prinzipiell nichts Schlimmes, kann aber in Extremsituationen dazu führen, dass die Bremse verzögert reagiert oder die Bremskraft verringert ist. Damit das nicht passiert, sollte man das Bremssystem entlüften und gleichzeitig die Bremsflüssigkeit wechseln.
Wie kommen die Luftblasen in die Bremsschläuche?
Bei den vermeintlichen Luftblasen handelt es sich eigentlich um Kondenswasser, das sich nur deswegen wie „Luft“ anfühlt, weil es sich wesentlich stärker komprimieren lässt als die dichte Bremsflüssigkeit. Die in der Luft herrschende Feuchtigkeit wird an leicht undichten Stellen, beispielsweise bei Ventilen und Dichtungen, angezogen und verteilt sich zunächst im Schlauch. Durch die hohen Temperaturen beim Bremsen verdampft der Wasseranteil und es entstehen Dampfblasen. Diese verursachen die bekannten Symptome wie das Gefühl, „auf Luft zu treten“ und die verzögerte Bremswirkung.
Wer die Bremsen entlüften möchte, sollte dabei auch immer die Bremsflüssigkeit wechseln. Dies ist wichtig, weil diese durch das Eindringen von Wasser teilweise ihre Viskosität verliert. Die Wahl der richtigen Bremsflüssigkeit ist nicht einfach, denn es gibt eine Menge Faktoren. Am wichtigsten davon ist der DOT-Wert.
Der vom „Department of Transportation“ festgelegte Wert bestimmt Siedepunkt und Fließfähigkeit der Bremsflüssigkeit. Das Magazin „AutoClassic“ empfiehlt für die meisten Fahrzeuge DOT 5.1. Nach Meinung dieser Auto-Experten wird hier ein gutes Fließverhalten und hohe Viskosität erreicht. Trotzdem sollte man natürlich die Vorgaben der Fahrzeughersteller beachten und nur darauf zurückgreifen, wenn nichts anderes angegeben ist.
Nicht alle Bremsen lassen sich entlüften
Die Art der Bremse (Trommelbremse oder Scheibenbremse) ist nicht entscheidend, aber der Übertragungsweg der Kraft und auch mögliche Zusatzsysteme können dem ambitionierten Schrauber einen Strich durch die Rechnung machen. Systeme wie ABS oder ESP sind im Normalfall kein Problem, so lange sie nicht die Abschlassschraube für die Bremsflüssigkeit blockieren. Verfügt das Fahrzeug aber über einen elektronischen Bremskraftverstärker oder gar ein elektrohydraulisches Bremssystem, ist eine Entlüftung unmöglich, da die elektronischen Komponenten ein Auspumpen der Schläuche verhindern. Hier muss der Fachmann mit seinen Spezialgeräten den Blasen in den Schläuchen zu Leibe rücken.
Die wichtigsten Fakten im Überblick
Wodurch entstehen Blasen im Bremssystem?
- Kondens- und Umgebungsfeuchtigkeit kann in die Schläuche gelangen, sich dort verteilen und beim Bremsvorgang zu Blasenbildung führen.
Warum sollte man die Bremsen entlüften?
- Typische Symptome sind ein schwammiges Bremsverhalten und eine Veränderung des Pedalgefühls. Gerade in Gefahrensituationen kann dies zu schweren Unfällen führen und sollte deshalb zeitnah behoben werden.
Was passiert mit der Bremsflüssigkeit?
- Die alte Bremsflüssigkeit sollte in jedem Fall entsorgt werden, auch wenn sie ihre Lebensdauer noch nicht erreicht hat.
- Neue Bremsflüssigkeit gibt es in verschiedenen Varianten. Sofern nichts anderes vorgeschrieben ist, wird DOT 5.1 als Allzweck-Bremsflüssigkeit empfohlen.
Können alle Bremsenarten entlüftet werden?
- Nicht alle Bremsen können entlüftet werden. Wird die Ablassschraube durch andere Systeme blockiert oder verfügt die Bremsanlage über elektronische Komponenten (Bremskraftverstärker, elektrohydraulische Bremse), ist keine Entlüftung möglich.
Wer kann die Arbeiten durchführen?
- Wer ein wenig handwerkliches Geschick mitbringt und sicher im Umgang mit Werkzeug ist, kann die Arbeiten ohne Probleme selbst durchführen. Trotzdem ist die Bremse ein sicherheitsrelevantes Teil und bei Unsicherheiten sollte eine Werkstatt aufgesucht werden.
Wichtig: Um schlimme Folgen aufgrund einer defekten Bremse zu verhindern, empfiehlt es sich vor jeder Fahrt bei laufendem Motor die Bremse zu betätigen. So kann bereits im Vorfeld ein defekt der Bremse festgestellt werden.
Schritt-für-Schritt – So kann man Bremsen entlüften
Folgende Utensilien werden benötigt: Lappen, Bratenspritze o.ä., Ringschlüssel für die Entlüftungsschraube, Helfer, Schlauchstück und eine Flasche.
- Öffnen Sie die Motorhaube und lokalisieren Sie den Hauptbremszylinder. Entfernen Sie die (meist schwarze) Kappe und saugen Sie mit der Bratenspritze die oben abgelagerte, dunkle Bremsflüssigkeit ab. Eventuell verbliebene Rückstände können mit einem Lappen vom Gehäuse gereinigt werden.
- Füllen Sie den Behälter bis zur Markierung mit neuer Bremsflüssigkeit auf.
- Sie (oder der Helfer) sollten jetzt das Bremspedal mindestens 15 Mal schnell hintereinander voll durchtreten (pumpen).
- Beginnen Sie mit dem Rad, dass sich am weitesten entfernt vom Bremspedal befindet. Bei Linkslenkern ist dies hinten rechts, bei Rechtslenkern hinten links. Suchen Sie hier nach der Ablassschraube und setzen Sie das Schlauchstück auf. Füllen Sie die Flasche mit einem Schluck Bremsflüssigkeit und halten Sie diese an den Schlauch. Setzen Sie den Ringschlüssel auf die Ablassschraube.
- Sagen Sie Ihrem Helfer, er soll im Motorraum den Bremszylinder erneut öffnen und bei Bedarf frische Bremsflüssigkeit nachschütten.
- Danach sollte er sich in das Auto setzen und mit langsamen, gleichmäßigen Pumpbewegungen das Bremspedal immer wieder bis fast nach unten durchdrücken.
- Währenddessen sollten Sie das Entlüftungsventil öffnen und die Bremsflüssigkeit beobachten, die in die Flasche läuft. Schließen Sie das Ventil schnell, wenn keine Flüssigkeit mehr kommt. So verhindern Sie, dass neue Luftblasen entstehen. Signalisieren Sie Ihrem Helfer, dass er mit den Pumpbewegungen aufhören kann.
- Wiederholen Sie den Vorgang (Bremsflüssigkeit nachfüllen, Ventil öffnen, Pumpen) für die restlichen drei Räder, gehen Sie dabei von den Hinterrädern zu den Vorderrädern über.
- Bevor Sie auf die Straße fahren, überprüfen Sie zunächst, ob das Bremspedal genügend Gegendruck erzeugt. Vollführen Sie zudem einen Bremstest zunächst bei langsamen und dann bei höheren Geschwindigkeiten (50 Km/h). Tauchen keine Probleme auf, war der Vorgang erfolgreich.
Kommentieren...